Balboa?

Schnell und dynamisch, elegant und subtil. Das ist Balboa. Dieser Paartanz entstand in der Swing-Ära der 1930er und -40er -Jahre an den Stränden Kaliforniens. Balboa zeichnet sich besonders durch eine abwechslungsreiche Fussarbeit aus. Im ursprünglichen Tanzstil, den man heute «Pure Balboa» nennt, tanzt man in einer geschlossenen aber entspannten Haltung. Dadurch können «Leader» und «Follower» so subtil gemeinsam tanzen, dass für Zuschauer manches unsichtbar bleibt. Für das Tanzpaar erschliesst sich darin aber eine Fülle von Möglichkeiten, die Musik zu interpretieren. Als Swing-Tanz hat Balboa aber auch seine energetische und expressive Seite. Im «Bal-Swing» haben Elemente aus den zeitgenössischen Swingtänzen in Amerika wie Lindy-Hop oder Shag Einfluss gefunden. Vor drei Generationen war Balboa der Tanz der amerikanischen Jugend, heute wird er auf der ganzen Welt wiederentdeckt.

Geschichte

Den Namen gab dem Balboa eine Strandmeile in der Nähe von Los Angeles. Dort entstand in den unbeschwerten Vorkriegsjahren eine Reihe von Tanzpavillons, wo etwa Charleston und Foxtrott getanzt wurde. Auf vollgestopften Parkettböden, die besonders die jungen Leute anzog wie ein Magnet, entstand ein Tanz, der in geschlossener Haltung getanzt wurde, aber immer noch mit Rhythmus und Beinarbeit ausgeschmückt war. Der Legende nach war es die Idee eines findigen Besitzers, um noch mehr Leute in seinen Ballroom zu zwängen. Das ist aber wohl nicht mehr als das: Legende.
Tänze entstehen durch Tänzer. Vor allem ist das Tanzen in den Ballrooms der Westküste ein Vergnügen der Weissen, während die Musik und viele der Tänze ihre Wurzeln in der afroamerikanischen Lebenswelt der Ostküste haben. Und so erzählte man sich in Kalifornien, im Balboa Pavillion in Newport werde der “Balboa” getanzt. Später fand er im riesigen Rendezvous Ballroom ein grösseres Publikum. Unter den damaligen Jungspunden und “Dance-Gals” sind Namen, die den Tanz bis heute prägen: Mary McCaslin und Maxie Dorf, Hal Takier und Betty Roeser oder Roy Damron.

Der Balboa-Pavillion

Einige dieser Tänzer begegnen sich in den späten 1980er Jahren wieder, bei einem Konzert einer ihrer liebsten Big Bands. Fortan treffen sie sich wieder regelmässig zum Tanzen. In der gleichen Zeit beginnt in Europa und den USA das Interesse an der verlorenen Musik und Tanzform des Swing wieder zu erwachen. Im Zuge dessen spürt unter anderem die Tanzenthusiastin Sylvia Sykes die “Oldtimer” wieder auf und lehrt von Ihnen Balboa und Lindy Hop.
Der Lindy Hop erlangt wenig später weltweit wieder Bekanntheit und wird ein Phänomen, das den ganzen Globus umspannt. Der Balboa tritt nur langsam aus dessen Schatten und wird erst seit etwa 15 Jahren auch in Europa wieder getanzt und gelehrt.

Hollywoodstar Ginger Rogers beglückwünscht Betty und Hal Takier nach einer gewonnen Competition.

Musik

Balboa teilt sich diese Geschichte mit der Musik, zu der der Tanz entstanden und getanzt worden ist. Insbesondere kommt diese von den amerikanischen Big Bands der 1940er Jahre: Benny Goodman, Artie Shaw, Chick Webb, Ella Fitzgerald, Duke Ellington sind die berühmtesten Bandleader. Heute gibt es glücklicherweise neue Swing Bands, die dieses Erbe weiterführen und fast wie früher vollgestopfte Tanzflächen zum Kochen bringen.

Artie Shaw – “Traffic Jam”